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2025 REICH GOTTES - GORDON RUSCH

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DAS ZENTRUM DER REICHSHAUPTSTADT

DER NEU-JERUSALEMER LUSTGARTEN

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ApolloniumTempelPALATIN II.

Der Apollonium Tempel

Ausrichtung OST - WEST - zentralisiert

Juni 1995 bekannt, dass wiederum der Entwurf Axel Schultes (zusammen mit Charlotte Frank) gewonnen habe. Ihnen wurde der Bauauftrag erteilt. Nach dem Baubeginn 1997 dauerte es nur vier Jahre, bis das Amt eingeweiht wurde.

 Das sogenannte Kanzleramtsgebäude wurde im Berliner Spreebogen als Teil des „Band des Bundes“ errichtet.

Der Spitzname für das Bundeskanzleramt in Berlin lautet „Waschmaschine“.

Juli 2028 geplante Fertigstellung des Erweiterungsbaus Westflügel.

Der Apollotempel stand auf dem Palatin in Rom.

Der Tempel wurde 36 v. Chr. durch Octavian, den späteren Kaiser Augustus, gelobt und 28 v. Chr. geweiht.

REGIERUNG IM REICH GOTTES NACH OSTERN 22.04.2025 

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Umberto Eco

Umberto Eco 5. Januar 1932 in Alessandria, Piemont; † 19. Februar 2016 in Mailand, Lombardei war ein italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler und einer der bekanntesten Semiotiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Durch seine Romane, allen voran Der Name der Rose (im Original erschienen 1980), wurde er weltberühmt.

​Herkunft und Werdegang​

 

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Eco als Sohn einer kleinbürgerlichen Familie – der Vater Giulio Eco war Buchhalter – in der südpiemontesischen Provinzhauptstadt Alessandria und deren Umgebung, die ihn stark prägten.

 

Über die Stadt und die Landschaft, den Charakter und die Grundstimmung der dort lebenden Menschen sowie den Alltag in den dreißiger und frühen vierziger Jahren unter dem Regime des italienischen Faschismus ließ Eco sich später an mehreren Stellen direkt oder indirekt aus, so z. B. unverhüllt autobiographisch in dem Text „Das Wunder von San Baudolino“ (am Ende des Bandes Wie man mit einem Lachs verreist) und in diversen „Streichholzbriefen“, aber auch literarisch eingekleidet in den Romanen Das Foucaultsche Pendel (wo unter anderem die Zeit des Partisanenkrieges 1944–1945 mit konkreten Situationen aus dem Leben des jungen Eco erzählt wird), Die Insel des vorigen Tages und Baudolino (deren Protagonisten beide aus der Gegend von Alessandria stammen, der eine im barocken 17. Jahrhundert, der andere im mittelalterlichen 12. Jahrhundert, in dem er unter anderem die Gründung der Stadt im Jahre 1168 miterlebt) und besonders ausführlich in seinem fünften Roman, Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana, worin die Kindheits- und Jugendjahre Ecos geschildert werden.

 

Prägend waren dabei offenbar die Erfahrungen, die der zwölf- bis dreizehnjährige Eco in einem kleinen Bergdorf im südlichen Piemont machte, wo seine Familie 1943–1945 Schutz vor den Bombardierungen suchte und er im letzten Kriegsjahr Kämpfe zwischen Partisanen und Faschisten aus der Nähe miterlebte.

1948 begann Eco – entgegen dem Wunsch seines Vaters, der ihn zu einer Karriere als Rechtsanwalt drängte – ein Studium der Philosophie und Literaturgeschichte an der Universität Turin, das er 1954 bei Luigi Pareyson mit einer Dissertation über die Ästhetik bei Thomas von Aquin abschloss.

 

Danach ging Eco zum damals noch ganz jungen italienischen Fernsehen (RAI) in Mailand, wo er ein Kulturprogramm aufzubauen versuchte. 1956 erschien sein erstes Buch, eine erweiterte Fassung seiner Dissertation unter dem Titel Il problema estetico in San Tommaso („Das ästhetische Problem beim heiligen Thomas“).

 

Drei Jahre später verließ Eco das Fernsehen und wurde Sachbuchlektor in dem Mailänder Verlag Bompiani, für den er bis 1975 tätig blieb (und in dem auch bis 2015, s. u., fast alle seine Bücher erschienen sind).

 

Zugleich war er im Umfeld des Gruppo 63 aktiv, einer der literarischen Bewegung der Neoavanguardia zugerechneten Gruppierung.

 

Mit dem 1962 erschienenen Buch Opera aperta (deutsch: Das offene Kunstwerk, erschienen 1973) wurde er schlagartig als brillanter Kulturtheoretiker bekannt, der 1963 seine akademische Karriere als Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation am Polytechnikum in Mailand begann, um sie über eine Zwischenstation an der Universität in Florenz schließlich an der Universität Bologna (der ältesten Universität Europas) zu beenden.

 

Sein schon 1968 (auf Deutsch 1973) erschienenes Buch Einführung in die Semiotik gilt seitdem auch international als Standardwerk.

1975 erhielt er eine ordentliche Professur für Semiotik mit Lehrstuhl an der Universität Bologna. Seit 1999 leitete er die dortige Scuola Superiore di Studi Umanistici.

 

Im Oktober 2007 zog er sich aus der aktiven Lehrtätigkeit zurück und war ab 2008 Professor emeritus der Universität Bologna.

Eco erfuhr zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen sowohl gesellschaftlicher wie akademischer Art, darunter allein (bis 2014) von 39 Universitäten weltweit die Ehrendoktorwürde – in Deutschland von der FU Berlin 1998 – und die Mitgliedschaft des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (1999) sowie das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2009).

​​Literarisches Werk und Positionen

Mit seinem 1980 (deutsch: 1982) erschienenen ersten Roman Der Name der Rose erregte Eco weltweites und seinerzeit völlig überraschendes Aufsehen als Romancier.

 

Auch sein 1988 erschienener Roman Das Foucaultsche Pendel sowie die vier folgenden Romane (1994, 2000, 2004 und 2010, s. u.) wurden in alle Weltsprachen übersetzt.

 

Einem breiteren Publikum ist der Name Umberto Eco daher vor allem durch diese literarischen Werke bekannt, in denen er bei aller Freude am farbigen Erzählen und an spannenden Plots ausgiebig von Zitaten und Montagetechniken Gebrauch macht, was zu ihrer Charakterisierung als den postmodernen Romanen schlechthin geführt hat.

 

Er selbst stand dem Begriff der Postmoderne eher skeptisch gegenüber und zog es vor, von Intertextualität zu sprechen, d. h. von der inneren Verflechtung und Verwobenheit aller literarischen Texte miteinander.

 

Sehr plastisch wird dieser Gedanke an einer zentralen Stelle in Der Name der Rose ausgedrückt, wo der Erzähler Adson sagt:

„Bisher hatte ich immer gedacht, die Bücher sprächen nur von den menschlichen oder göttlichen Dingen, die sich außerhalb der Bücher befinden.

 

Nun ging mir plötzlich auf, dass die Bücher nicht selten von anderen Büchern sprechen, ja, dass es mitunter so ist, als sprächen sie miteinander.

 

Und im Licht dieser neuen Erkenntnis erschien mir die Bibliothek noch unheimlicher. War sie womöglich der Ort eines langen und säkularen Gewispers, eines unhörbaren Dialogs zwischen Pergament und Pergament?

 

Also etwas Lebendiges, ein Raum voller Kräfte, die durch keinen menschlichen Geist gezähmt werden können, ein Schatzhaus voller Geheimnisse, die aus zahllosen Hirnen entsprungen sind und weiterleben nach dem Tod ihrer Erzeuger?

 

Oder diese fortdauern lassen in sich?“

Eco nannte Jorge Luis Borges und James Joyce als die beiden modernen Autoren, „die ich am meisten geliebt habe und von denen ich am stärksten beeinflusst worden bin“.

 

Eco auf der Frankfurter Buchmesse 2011

Als Bürger und politischer Autor war Eco zudem ein aktiver und vehementer Gegner von Silvio Berlusconi.

 

In zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln hat er dessen Politik scharf kritisiert. Noch kurz vor der Wahl im April 2006, die Berlusconi dann knapp verlor, veröffentlichte Eco seine gesammelten politischen Schriften nochmals in Buchform unter dem Titel Im Krebsgang voran: Heiße Kriege und medialer Populismus (deutsch: Frühjahr 2007).

Seit 1985 schrieb er regelmäßig – erst wöchentlich, ab 1998 vierzehntäglich – eine Kolumne in der Wochenzeitschrift L’Espresso unter dem Titel La Bustina di Minerva (deutsch: „Streichholzbriefe“).

 

Er war Mitgründer und -herausgeber der Internetzeitschrift Golem l’Indispensabile.

 

2002 gründete er zusammen mit Freunden und Gleichgesinnten (darunter die Architektin Gae Aulenti und der Schriftsteller und Germanist Claudio Magris) die Gruppe Libertà e Giustizia, die sich – in Anlehnung an die Widerstandsbewegung Giustizia e Libertà gegen den Mussolini-Faschismus – als intellektuelle Opposition gegen die Politik von Silvio Berlusconi verstand.

2005 wurde Umberto Eco in dem englischen Magazin Prospect nach Noam Chomsky und vor Richard Dawkins zum zweitwichtigsten Intellektuellen weltweit gewählt. Im April 2010 erschien die erste Biografie (Leben und Werk) über ihn.

Nachdem sich Eco schon in dem Roman Das Foucaultsche Pendel ausführlich mit dem Thema Verschwörungstheorien befasst hat, ist dies auch in dem 2010 erschienenen Roman Der Friedhof in Prag das zentrale Thema.

 

Eco schafft mit seinem fiktiven Ich-Erzähler Simon Simonini einen berufsmäßigen Fälscher, den er als Hauptautor der Protokolle der Weisen von Zion einführt.

Nachdem Silvio Berlusconis Verlagsgruppe Mondadori im Oktober 2015 die Rizzoli-Verlagsgruppe „RCS Libri“ mit dem Verlag Bompiani, bei dem Umberto Eco bisher veröffentlichte, übernommen hatte, veröffentlichte Eco unter dem neu gegründeten Verlag La Nave di Teseo, der auf einen Vorschlag Ecos hin in Anspielung auf das Paradoxon des Schiffs des Theseus benannt wurde.

 

Verlegerin von La Nave di Teseo ist die ehemalige Bompiani-Chefin Elisabetta Sgarbi.

​Persönliches

 

Von 1962 bis zu seinem Tod war Eco mit Renate Ramge, einer in Frankfurt am Main geborenen Expertin für Museums- und Kunstdidaktik, verheiratet.

 

Sie bekamen einen Sohn und eine Tochter.

Umberto Eco starb am späten Abend des 19. Februar 2016 im Alter von 84 Jahren in seiner Mailänder Wohnung an den Folgen einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse.

 

Eco fand seine letzte Ruhestätte in einer privaten Familienkapelle auf dem Cimitero Monumentale in Mailand.

Seine umfangreiche Privatbibliothek wurde nach mehrjährigen Verhandlungen mit den Erben Anfang 2021 vom Ministerium für Kulturgüter und kulturelle Aktivitäten erworben.

 

Für die über 30.000 Titel neuzeitlicher Werke soll in Bologna eine eigene nach Umberto Eco benannte Bibliothek als Teil der Universitätsbibliothek entstehen, in der auch sein Arbeitszimmer rekonstruiert werden soll.

 

Die vor dem 20. Jahrhundert entstandenen Werke, etwa 1200 Titel, 36 Inkunabeln sowie 380 Bände, die zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert entstanden sind, werden der Biblioteca Nazionale Braidense in Mailand zugeführt.

Politik Europa

Steinmeier will in Griechenland zum Dialog beitragen

Thessaloniki, Athen und die Insel Kreta sind Stationen der Reise des deutschen Staatsoberhaupts nach Griechenland. Gesprächsthema unter anderem: Die Nazi-Verbrechen während der deutschen Besatzungszeit.

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Frank-Walter Steinmeier und Ehefrau Elke Büdenbender (l.) begrüßen die griechische Präsidentin Katerina Sakellaropoulou mit ihrem Lebensgefährten im Schloss Bellevue im Januar 2023

Die deutsch-griechischen Beziehungen seit der Finanzkrise, die wirtschaftliche Entwicklung zwischen beiden Ländern und die Migrationsfrage - das sind Themen, die bei dem Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Griechenland auf der Tagesordnung stehen.

"Ich möchte die vielfältigen Beziehungen unserer Länder würdigen, vom historischen Gedenken über politische Herausforderungen wie Migration und Nachhaltigkeit bis zur Zusammenarbeit in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur", sagte Steinmeier in einem Interview mit der griechischen Zeitung Ta Nea am vergangenen Samstag (26.10.2024).

Von Thessaloniki nach Kreta

Die erste Station von Steinmeiers Reise ist daher die nordgriechische Hafenstadt Thessaloniki und das künftige Holocaust-Museum, das teilweise von Deutschland finanziert wird. Die jüdische Gemeinde von Thessaloniki, das einst als Jerusalem des Balkans bekannt war, wurde weitgehend vernichtet. 95 Prozent der rund 60.000 Juden der Stadt wurden in Auschwitz ermordet.

"Es ist mir wichtig, meinen Besuch an dem Ort, dem alten Bahnhof, zu beginnen, von dem aus fast die gesamte jüdische Bevölkerung der Stadt in die Vernichtungslager deportiert wurde", so Steinmeier. "Wir wollen, dass hier ein Ort der Erinnerung, aber auch der Aufklärung und Warnung vor menschenfeindlichen Bewegungen unserer Zeit entsteht."

Der Erinnerung an dieses dunkle Kapitel der deutschen Vergangenheit dient auch der Besuch auf der Mittelmeerinsel Kreta. Sie war am 01.06.1941 von der Wehrmacht erobert worden. "Mehr als 30 Orte erlebten Zerstörung, Erschießungen und Massaker durch die deutschen Besatzer. Der deutsche Soldatenfriedhof Maleme ist die Ruhestätte von mehr als 4000 Soldaten. Somit ist Kreta ein wichtiger Punkt deutscher und griechischer Erinnerung", erklärt der griechische Politikwissenschaftler Babis Karpouchtsis.

Er hat vor allem die Vorgänge um das Dorf Kandanos untersucht, dessen Bewohner Steinmeier bei seiner Reise treffen wird. Es zählt zu den wichtigsten Erinnerungsorten Griechenlands, denn es wurde am 03.06.1941 im Rahmen von sogenannten "Sühnemaßnahmen" komplett von der Wehrmacht zerstört. 180 Einwohner des Dorfes und der Umgebung wurden ermordet. Die Besatzer stellten damals Tafeln auf, um mit ihrer Tat ein Exempel zu statuieren und den griechischen Widerstand zu brechen. Heute stehen Replikate dieser Tafeln auf dem zentralen Platz des Dorfes - als Mahnmal für das Wehrmachtsverbrechen.

Erinnerung und Versöhnung

Kandanos ist auch ein Ort deutsch-griechischer Versöhnungsarbeit. Die deutsche Nichtregierungsorganisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste baute in den 1960er Jahren in Kooperation mit Einwohnern des Dorfes das Wasserwerk wieder auf. Trotzdem hinterlasse die fehlende deutsche Wiedergutmachung einen bitteren Geschmack in der lokalen Gesellschaft, erklärt Karpouchtsis.

Doch Reparationszahlungen von Deutschland sind weiter nicht zu erwarten. "Die Frage der Reparationen ist für unser Land völkerrechtlich abgeschlossen, die Frage unserer Geschichte dagegen wird es niemals sein", so Steinmeier in der Zeitung Ta Nea. Er wünsche sich, dass Griechenland und Deutschland weiter gemeinsam an der Erinnerungskultur arbeiteten.

Der Schatten der Reparationsfrage

Tatsächlich bleibt die Bundesregierung in der Reparationsfrage bei ihrer Position: Die Angelegenheit sei mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit rechtlich und politisch abgeschlossen.

Griechenland dagegen hält an seinen Forderungen nach Reparationen fest. Berechnungen zufolge belaufen sie sich auf rund 300 Milliarden Euro. In einem Interview mit DW-Griechisch hatte die griechische Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou 2023 unterstrichen, dass "die Lasten der Vergangenheit nicht einseitig gelöscht werden" könnten und dass in Zukunft "mit Dialog und guter Stimmung eine Lösung gefunden werden könne".​

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Mit seinen Besuchen in Thessaloniki und Kandanos möchte Steinmeier zum Dialog und zur Vergangenheitsbewältigung beitragen. Er schließt damit an seinen Vorgänger Joachim Gauck (2012-2017) an. Der hatte im Jahr 2014 das Dorf Lingiades im Westen des griechischen Festlands besucht. Es war im Oktober 1943 fast vollständig von der Wehrmacht zerstört worden. 88 Bewohner wurden damals ermordet.

"Mit Scham und mit Schmerz bitte ich im Namen Deutschlands die Familien der Ermordeten um Verzeihung", sagte Gauck damals. Für viele Griechen hatte diese Rede eine ähnliche Wirkung wie Willy Brandts Kniefall im Warschauer Ghetto im Jahr 1970.


 

Migration und Kriege 

Neben der Erinnerung an die NS-Verbrechen wird sich die Reise des Bundespräsidenten auch auf die Gegenwart und Zukunft der griechisch-deutschen Beziehungen konzentrieren. Nach der Finanzkrise und den tiefen Wunden im Verhältnis zwischen Athen und Berlin scheinen die beiden Länder bereit zu sein, ein neues Kapitel des gegenseitigen Vertrauens aufzuschlagen.

Als gemeinsame Herausforderung wird vor allem die Flüchtlingskrise gesehen, die lange Zeit vor allem Griechenland mit seiner EU-Außengrenze belastete, inzwischen aber auch in Deutschland politische Debatten auslöst. Steinmeier wird ein Flüchtlingszentrum in Malakasa bei Athen besuchen.

In engem Zusammenhang damit stehen die beiden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die beide Länder beschäftigen. Über diese und weitere Themen wird Steinmeier unter anderem mit seiner Amtskollegin Sakellaropoulou und mit Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sprechen. 

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Furchtbarer Umgang mit jüdischem Erbe:

Die Spur der Steine
 

Auch noch nach 1945 wurden Synagogen zweckentfremdet und das jüdische Erbe geschändet. Peter Seiberts herausragendes Buch „Demontage der Erinnerung“.

Die Hamburger Bornplatzsynagoge sorgte in der letzten Zeit immer wieder auch überregional für Schlagzeilen. Dabei gibt es sie gar nicht, doch sie soll wieder aufgebaut werden.

 

Nach Brandstiftung und Schändung während der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurde die damalige jüdische Gemeinde in Hamburg zum Abriss der Synagoge und zur Übernahme der Kosten gezwungen.

Noch während des Abrisses konnten Leser des nationalsozialistischen Hamburger Tageblatts unter einem Foto lesen: „Die Synagoge am Bornplatz fällt endgültig …

 

Wo heute noch ein paar traurige Trümmerreste stehen, wird bald ein freundlicher Grünplatz allen Volksgenossen Freude machen.“

​Das Grundstück blieb auch nach 1945 im Besitz der Stadt Hamburg. Das Areal wurde fortan von der Hamburger Universität genutzt. Und bis in die 1980er Jahre diente der Platz der ehemaligen Synagoge Studierenden als kostenfreier, unbefestigter Parkplatz.

​An dem auf dem Synagogengelände errichteten Bunker, der während des Kriegs selbstverständlich nur „Volksgenossen“ zur Verfügung stand, hängt heute eine Gedenktafel mit dem Text: „Hier stand die Hauptsynagoge der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zu Hamburg, die in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft durch einen Willkürakt am 9.November 1938 zerstört wurde.“

​Ein Willkürakt, das ist dann doch etwas knapp formuliert. Zum erzwungenen Zwangsabriss und zur Übertragung auf die Stadt unter den Nazis finden sich keine genaueren Ausführungen. Auch zur Nachgeschichte und Fremdnutzung des Geländes nach 1945 nicht.

Die Zuschauer johlten

Es sind auch solche unpräzisen Gedenktafeln, die Peter Seibert, emeritierter Professor für Literatur- und Mediengeschichte, zu seinem Buch „Demontage der Erinnerung“ provozierten. Einer Publikation, die er bei aller Detailliebe weniger als „akademisch-wissenschaftliche“ denn als „politische Arbeit“ ansieht. Seiberts Schrift ist eine dezidierte „Kritik an der Geringschätzung des jüdischen Kulturerbes in Deutschland von 1945 bis heute“.

​Seibert und viele andere Historiker betrachten die Vorgänge des November 1938 als „Auftakt für den planmäßig vorangetriebenen Völkermord“.

 

Mit der Ermordung von Millionen Jüdinnen und Juden ging, so schreibt Seibert, die Vernichtung einer Kultur einher, „die seit Jahrhunderten trotz all ihrer Unterdrückung integraler Bestandteil der deutschen und europäischen Kultur war“.

Der Autor beschreibt die Taten der aktiv an den Schändungen und Brandschatzungen beteiligten Akteure, die johlenden Zuschauer, die an Synagogenzerstörungen in ganz Deutschland teilnahmen.

 

1.406 zerstörte Sy­na­go­gen waren es am Ende. Ein zen­tra­ler Begriff seiner Untersuchung ist für Seibert dabei der auf den Genozid folgende Mnemozid: die Auslöschung jedweder Erinnerung an das jüdische Leben in Deutschland.

 

Ihn beschäftigt „die Frage nach dem Selbstverständnis und der historischen Verantwortung unserer Gesellschaft, in der ich groß geworden bin“. Also die Nachgeschichte des Pogroms.

Denn nicht alle Synagogen waren den vermeintlich „spontanen Kundgebungen“, so die nationalsozialistische Propaganda, zum Opfer gefallen. An den 2.200 Standorten, an denen einst Synagogen oder Betstuben existierten, standen 1945 – vollständig oder in Teilen – noch 1.200 Bauwerke.

 

Jenseits der Zweckentfremdung der Synagogen schon während des Nationalsozialismus setzen in der Nachkriegszeit, so Seibert, in Ost wie West „Abräumarbeiten“ ein, deren Instrumente Spitzhacke und Abrissbagger waren.

Schamlosigkeit der Tätergesellschaft

Unter Berücksichtigung und Würdigung der Regionalforschung, insbesondere zu Nordhessen, dem Mosel/Saar-Gebiet sowie dem Rheinland, folgt Seibert der „Spur der Steine“.

 

An vielen Orten zeigt sich eine sich wiederholende Geschichte der Zerstörung noch erhaltener Synagogen.

Seibert setzt die Schamlosigkeit der „Tätergesellschaft“ im Umgang mit dem Erbe ihrer jüdischen Opfer in Kontrast zu den vielen errichteten Kriegerdenkmälern: „Während man den toten Soldaten der Wehrmacht längst ein ‚ehrendes Andenken‘ in Stein meißelte, zerfiel oder wurde abgerissen, was an Steinen an die ausgelöschten jüdischen Gemeinden erinnerte.“

 

Synagogen wurden von den Nationalsozialisten bereits etwa zum Bau als Lager für Kriegsgefangene missbraucht. Doch auch in der Nachkriegsgeschichte der beiden deutschen Staaten sollte sich solche Zweckentfremdung fortsetzen.

 

In seinem Kapitel „Synagogenrecycling“ listet Seibert auf, wozu Synagogen zu gebrauchen waren.

Werkstätten, Lagerschuppen, Garagen erscheinen in Seiberts Auflistung als vergleichsweise „harmlose“ Umnutzung. Ehemalige Synagogen dienten nach 1945 aber auch als Turnhalle, Möbellager, Tankstelle, ­Strumpffabrik, Schmiede, Süßmosterei, Hühnerstall, Sargschreinerei, Café, Spielhalle und Diskothek.

 

Unter der Zwischenüberschrift „Der Bock wird Gärtner“ weist Seibert nach, dass während des Po­groms untätige oder an ihm sogar beteiligte Feuerwehren Synagogen nach 1945 als Feuerwehrhäuser zur Verfügung gestellt bekamen.

Ausführlich schildert Seibert Nachgeschichte wie die der ehemaligen Bingener Synagoge. Deren intakt gebliebene Gebäudeteile dienten noch 1958 als Weinlokal mit Musik und Tanz.

 

Das gesellige Beisammensein scheint auch nicht durch die noch sichtbaren Parolen des Pogroms wie „Juda verrecke“ beeinträchtigt worden zu sein.

 

Es gab keine Schamgrenze im Umgang mit dem zerstörten oder geraubten jüdischen Erbe. Synagogen dienten gar als Metzgereien, Wurstküchen und Verkaufsstätten.

Auch die DDR war verantwortungslos

Wer nun glauben sollte, dass diese krude Mischung aus Gedankenlosigkeit und Geschichtsverdrängung vor allem eine bundesrepublikanische Spe­zia­li­tät gewesen wäre, dem sei Seiberts Kapitel „Deutsch-demokratische Verantwortungslosigkeit“ empfohlen.

 

In diesem beschreibt er, wie auch jenseits des „antifaschistischen Schutzwalls“ in der DDR der gedankenlose Umgang mit dem jüdischen Kulturerbe, also Abriss, Umnutzung, Umbau, Verstümmelung und Unkenntlichmachung ehemaliger Synagogen, üblich war.

Seiberts Buch enthält auch einige sehr aussagekräftige Fotodokumente.

 

Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei das Kapitel „Eine Stadt löscht die Zeugnisse ihrer jüdischen Geschichte“.

 

Die hierin präsentierte Fotoserie dokumentiert die Geschichte der Dieburger Synagoge. Sie reicht von der Errichtung des Neubaus 1929, führt über die Umnutzung nach 1945 als Möbellager zu der als Kino bis hin zu einer als Supermarkt und schließlich als Stadtsparkasse.

Der Autor analysiert auch die standardisierte, geschichtsfälschende Diktion von Gedenktafeln. Sie taugt eher zur Vernebelung der Historie und diente häufig nach 1945 zu einem Freispruch der Nachkriegsgesellschaften, um sie von der Hypothek der Beteiligung an den NS-Verbrechen freizusprechen.

Angesichts des deutschen Jahrhundertverbrechens vermisst Seibert einen sensiblen und respektvollen Umgang mit den Relikten der jüdischen Kultur.

 

Sein Fazit fällt ernüchternd aus: „Die deutsche Nachkriegsgesellschaft versagte, bis auf wenige Ausnahmen, diesen Respekt, vielleicht auch, weil jede ausgebrannte, aber jede stehen gebliebene Synagoge ein Tatort, jede ungenutzte auf die Verbrechen verweist.“

 

Sein Buch verdient viele aufmerksame Leser, gerade da auch in Hamburg über den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge gestritten wird.

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23.11.2024 

Erzbischof Koch hofft auf Signalwirkung der St. Hedwigs-Kathedrale

"Ort des Austausches"

Die St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin wird an diesem Sonntag nach jahrelangen Umbauarbeiten wiedereröffnet. Die zentrale Lage und die unterschiedlichsten Besucher sieht Erzbischof Heiner Koch als Herausforderung und Chance zugleich.

DOMRADIO.DE: Der Christkönigssonntag ist ein großer Tag für das Erzbistum Berlin, denn die St.-Hedwigs-Kathedrale wird wiedereröffnet. Wie lange haben Sie sich auf diesen Moment gefreut?

 

Erzbischof Dr. Heiner Koch (Erzbistum Berlin): Eigentlich acht Jahre, seitdem ich hier bin. Sechseinhalb Jahre ist sie geschlossen gewesen. Davor waren schon Jahre des Überlegens, des Nachdenkens, des Absprechens mit den unterschiedlichen Wertungen und Sichtweisen dieser Kathedrale. Es gab auch Spannungen.

 

Das alles hat mich so bewegt, dass ich jetzt froh und erleichtert bin, mit so vielen Menschen frohgemut in diese neue Etappe zu gehen, und dass wir endlich wieder in Berlin-Mitte ein Gotteshaus haben, eine katholische Kirche. 

Das ist für mich schon eine große Belastung gewesen, dass wir hier keinen Gottesdienst feiern konnten. Es ist auch die Kirche der deutschen Bistümer in der Bundeshauptstadt. Hier werden viele repräsentative Gottesdienste stattfinden. 

Die Kirche liegt in einer Stadt,in der die meisten Menschen nicht an einen Gott glauben,jedenfalls nicht in der religiösen Bindung an eine Kirche. Wir wollen hier mit Menschen in Kommunikation kommen, die diesen Glauben nicht kennen oder nicht teilen. Ich hoffe, das wird ein Ort des Austausches, der Kommunikation, der Communio. Mit Gott und mit den Menschen, mit der Kirche und mit denen, die außerhalb dieser Kirche leben.

 

"Ich erlebe, dass die Botschaft dieser Kirche doch Wirkung zeigt."

 

DOMRADIO.DE: Wir haben letztes Jahr an Allerheiligen erste Schritte in dieser Kathedrale gemacht. Der Altar wurde geweiht. Seitdem ist viel geschehen. Was ist jetzt an diesem Raum so besonders? 

Koch: Vieles von dem, was damals in unserem Kopf war, was sein sollte, war damals noch nicht Wirklichkeit. Wir konnten es uns nur vorstellen. Hoffentlich, vielleicht wird es so. Jetzt ist es vollbracht.

Ich erlebe jetzt die Kuppel zum ersten Mal. Ich erlebe die Fenster, die den Sternenhimmel zur Zeit der Geburt Jesu zeigen, zum ersten Mal. Ich erlebe diesen Raum zum ersten Mal mit den Stühlen um den Altar herum und den Kniebänken. Ich erlebe jetzt die alten Figuren, die mir so wertvoll sind. Die Mutter Gottes, Petrus.

 

Ich erlebe, dass schlicht und ergreifend die Botschaft dieser Kirche doch Wirkung zeigt. Alles Zeichen der Gemeinschaft mit Christus. Und ich hoffe, dass von diesem Ort viele Menschen berührt weitergehen und sagen, vielleicht gibt es doch diesen Gott und vielleicht sind wir doch nicht allein. Das wäre mein Wunsch für die Menschen, die nicht Christen sind. 

"Besser kann man nicht liegen. Herausfordernder kann die Lage aber auch nicht sein."

Für uns als Bistum hoffe ich, dass wir das hier spüren, was wir sind: Eine Gemeinschaft, die sich einander trägt und einander nach vorne bringt. 

 

DOMRADIO.DE: Was soll diese Kathedrale an die Hauptstadt Berlin für ein Signal senden? 

Koch: Die Kathedrale steht am Bebelplatz, an einem ganz prominenten Platz mitten in Berlin. Es war der Platz, an dem im Dritten Reich Bücher verbrannt wurden. Und dann nachher wurden die Menschen verbrannt. 

Es ist der Platz neben zwei Ministerien. Es ist der Platz neben der Staatsoper und der Humboldt-Universität und an der Straße "Unter den Linden", wo so viele Menschen flanieren. 

Ich hoffe, dass es gelingt, dass diese Kirche mitten in diesen Strömungen des Staates und der Strömungen der Gesellschaft dabei ist und dass die Menschen hier hereinströmen und auch wir zu den Menschen strömen. Besser kann man nicht liegen. Herausfordernder kann die Lage allerdings auch nicht sein.

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03.01.2025  Juliane Bittner

Die Sterne über Berlin

Die neuen Glasfenster der Sankt Hedwigs-Kathedrale lassen Besucher rätseln. Physikerin Ruth Titz-Weider und Künstler Leo Zogmayer erklären, was die kleinen Punkte im Glas mit der Geburt Jesu zu tun haben und weshalb der Weihnachtsstern eigentlich keinen Schweif haben sollte.

 

„Im Gottesdienst singe ich das Lied ‚Stern über Betlehem, zeig uns den Weg‘ natürlich aus vollem Herzen mit“, sagt Ruth Titz-Weider aus Berlin-Friedrichshagen. Als promovierte Physikerin, die am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof auf dem Gebiet der Planetenforschung arbeitet, sieht sie das Sternenmotiv und die Fenstergestaltung in der Kathedrale aber kritisch. Die Fenster zeigten den Sternenhimmel „zum Zeitpunkt Null der Weltgeschichte, an dem Gott Mensch wurde“, hieß es in der Predigt von Erzbischof Heiner Koch beim Gottesdienst zur Wiedereröffnung von Sankt Hedwig.

Ruth Titz-Weider schüttelt den Kopf: „Will ich die Sternenkonstellation zu einem Zeitpunkt berechnen, muss ich das Jahr, den Tag und sogar die Stunde wissen. Weil sich die Sterne in 24 Stunden einmal um den Polarstern bewegen, sieht der Sternenhimmel um 6 Uhr nämlich anders aus als um 18 Uhr.“ Geburtsjahr, -tag und -stunde des Jesus von Nazaret sind aber nicht exakt zu ermitteln.

​Ursprüngliche Idee nicht umsetzbar

Der österreichische Konzeptkünstler Leo Zogmayer stand zu Beginn seiner Arbeit vor genau diesem Problem: „Die Idee war, den Sternenhimmel über Berlin zu einem konkreten Zeitpunkt in die Fenster einzuarbeiten. Die vom Bauherrn zunächst gewünschte Darstellung zum Zeitpunkt der Geburt Christi war nicht möglich. Schließlich wurde das Datum des Beginns der christlichen Zeitrechnung gewählt, der 1. Januar im Jahr null.“ Wobei es dieses Jahr null nur in der astronomischen Jahreszählung gibt, in unserer christlichen Zeitrechnung werden die Jahre vor und nach der Geburt Christi gezählt. Das Jahr 1 vor Christi Geburt endet am 31. Dezember; am nächsten Tag, dem 1. Januar, beginnt das Jahr 1 nach Christi Geburt. Die Ermittlung des Sternbildes, das in die Fenster eingearbeitet wurde, erfolgte in Zusammenarbeit mit Astrophysikern der Universität Wien.

Gemeinsam mit dem emeritierten Professor Albert Gerhards von der Universität Bonn und mit Christoph Sander von der Firma Glasmalerei Otto Peters Paderborn erarbeitete Leo Zogmayer die glastechnische Umsetzung seines Konzepts. Für den Liturgiewissenschaftler Gerhards weiten die Fenster in der neuen Kunstverglasung „den Blick über die Begrenztheit des Kirchenraumes hinaus“. Der Sternenhimmel sei aus der Perspektive des zentralen Altars dargestellt. „Auf der horizontalen Ebene geht es um Solidarität nicht nur mit den Menschen, sondern mit der ganzen Schöpfung. Das Kirchengebäude und der darin gefeierte Gottesdienst stehen für Verantwortung und Engagement, dies aber in einer Perspektive, die den menschlichen Horizont übersteigt.“

Ginge man von einer unverbauten Umgebung der Kathedrale aus, „wären vor 2024 Jahren am 1. Januar um null Uhr jene Lichtpunkte sichtbar gewesen, die nun in den Glastafeln der Fenster dargestellt sind“, fasst Leo Zogmayer sein Werk zusammen. Wobei nur jene Abschnitte dieses Sternenhimmels zu sehen seien, die sich in den acht Fenstern zeigen, was Ruth Titz-Weider aufgrund des kuppelförmigen Sternenhimmels nicht überzeugt: „Die Darstellung des Himmelsgewölbes hätte besser in die Kuppel der Kathedrale gepasst.“

Sternendeuter und Kometen

Am 6. Januar feiert die Kirche das Fest Epiphanie (vom altgriechischen Wort „epipháneïa“: Erscheinung). Vermutlich nahmen alte christliche Überlieferungen diesen Begriff aus ihrer griechisch-heidnischen Umwelt auf. Dort bezeichnete Epiphanie das überraschende Erscheinen einer Gottheit oder die Ankunft des Herrschers in einer Stadt. Im Matthäusevangelium wird erzählt, dass „Sterndeuter aus dem Osten“ nach Betlehem zogen. In diesem Osten hatte sich zurzeit Jesu die Astronomie schon längst zu einer ausgeklügelten Wissenschaft entwickelt. Man beobachtete die Gestirne, konnte Sonnen- und Mondfinsternisse verblüffend genau vorausberechnen. Es gab Observatorien, Mathematik- und Astronomieschulen.

Auf Griechisch werden die Sterndeuter „mágoi“, Magier, genannt. Im antiken Großreich Persien bezeichnete man so Astronomen, Astrologen, auch Heiler sowie gelehrte Angehörige einer Priesterkaste. Aus dieser Kaste gingen laut des jüdischen Philosophen Philon von Alexandria bedeutende persische Könige hervor.

Laut des Matthäusevangeliums wurden die Sterndeuter durch einen besonderen Stern zum Ziel geführt. Seit der Spätantike bezogen astronomische wie astrologische Theorien diesen Stern auf verschiedene tatsächlich sichtbare Himmelsphänomene.

 

In heutigen astronomischen Begriffen gesprochen, könnte es vielleicht ein Komet, eine Planetenkonjunktion oder eine Supernova gewesen sein, mit deren Nachweis man Jesu Geburt genauer zu datieren suchte.

Wissenschaftlich sei jedoch keiner dieser Erklärungsversuche befriedigend, betont die Physikerin. Sie erklärt es am Stern mit Schweif, der zu Hause ihre Weihnachtskrippe krönt: „Der Maler Giotto di Bondone hat auf einem Fresco den Halleyschen Kometen als Stern von Betlehem dargestellt. Er konnte diesen Kometen bei dessen Annäherung an die Erde im Jahre 1301 selbst beobachten und war wohl so fasziniert, dass für ihn nur ein Komet der Weihnachtsstern sein konnte.“ Was aber nicht zutreffen könne, denn der Halleysche Komet „ist im Jahr 12 vor unserer Zeitrechnung der Erde wieder einmal nahe gekommen und das liegt außerhalb der Zeitspanne, die sich für die Geburt Jesu aus anderen Quellen ergibt“.

 

Gravierender jedoch sei, dass Kometen als Unglücksboten galten, in deren Gefolge Hungersnöte, Seuchen und Kriege die Menschen heimsuchten. „So dekorativ der golden glänzende Schweifstern auf meiner Krippe ist, als ‚Geburtsanzeiger‘ taugen weder Kometen noch Planeten oder eine Supernova.“

Historisch-kritische Neutestamentler deuten den Stern in der Regel als mythologisches oder symbolisches Motiv und weisen astronomisch-astrologische Theorien als spekulativ zurück. Es sei unwissenschaftlich, Motive wie den Stern in Verkündigungsabsicht auf reale Vorgänge zu beziehen oder zur Datierung von Jesu Geburt auszuwerten.

Man könnte also sagen: In den neuen Fenstern von Sankt Hedwig vereinen sich die Freiheit der Kunst, der Anspruch der Wissenschaft und die Leuchtkraft des Evangeliums.

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Psalm 30
Dank für Rettung aus Todesnot

1 Ein Psalm Davids, ein Lied zur Einweihung des Tempels. 2 Ich preise dich, HERR; denn du hast mich aus der Tiefe gezogen und lässest meine Feinde sich nicht über mich freuen. 3 HERR, mein Gott, da ich schrie zu dir, machtest du mich gesund. 4 HERR, du hast meine Seele aus dem Reich des Todes geführt; du hast mich aufleben lassen unter denen, die in die Grube fuhren. 5 Lobsinget dem HERRN, ihr seine Heiligen, und preiset seinen heiligen Namen! 6 Denn sein Zorn währet einen Augenblick und lebenslang seine Gnade. Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude. 7 Ich aber sprach, als es mir gut ging: Ich werde nimmermehr wanken. 8 Denn, HERR, durch dein Wohlgefallen / hattest du mich auf einen starken Fels gestellt. Aber als du dein Antlitz verbargest, erschrak ich. 9 Zu dir, HERR, rief ich und flehte zu meinem Gott. 10 Was nützt dir mein Blut, wenn ich zur Grube fahre? Wird dir auch der Staub danken und deine Treue verkündigen? 11 HERR, höre und sei mir gnädig! HERR, sei mein Helfer! 12 Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet, 13 dass ich dir lobsinge und nicht stille werde. HERR, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit. 

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